Originale Freiburg

PHILOSOPHIE

Kunst, Handwerk und Design bilden auf der ORIGINALE eine attraktive Verbindung. Dabei gehen Schönheit, Ästhetik und traditionelle Fertigungsweisen Hand in Hand mit technischer Präzision, Nachhaltigkeit und Innovation.

Die ORIGINALE hat sich in den letzten Jahren sowohl als Verkaufsmesse wie auch besonders als Begegnungsort für Gestaltende Handwerker*innen und Publikum sowie in der Vermittlung exzellenter kunsthandwerklicher Qualitäten und Traditionen etabliert. In jedem Jahr wird das Ausstellungsportfolio von einer fachkundigen Auswahlkommission neu zusammengestellt.

 


VERANSTALTER

FORUM design & handwerk
Das FORUM design & handwerk vertritt als regionale Gruppe im Raum Freiburg und Südbaden den Bund der Kunsthandwerker Baden Württemberg e.V. (BdK). Das FORUM erarbeitet Strategien und Konzepte, die Angewandte Kunst in das kulturelle Leben der Region einzubinden. Ein Schwerpunkt bildet die Unterstützung der öffentlichen Präsenz regionaler Kunsthandwerker in Ausstellungen und Messen. Erweitert wird dies durch eine überregionale Vernetzung mit Künstlern und Institutionen.

Bund der Kunsthandwerker Baden Württemberg e.V. (BdK)
Der BdK widmet sich der Pflege und Förderung des zeitgenössischen Kunsthandwerks und der Angewandten Kunst. Er arbeitet gemeinnützig. Durch Ausstellungen, Symposien und Messen soll das Zusammenwirken von Kunst, Handwerk und Design stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden. Innerhalb unseres Netzwerks stärken wir kollegiale Verbindungen und vertiefen den theoretischen Diskurs über unsere Arbeit.
www.kunsthandwerk.de

 


INTERVIEWS

Interview mit Silke Knetsch und Christian Streit vom FORUM design & handwerk

„Entlang der Rheinschiene gibt es ein großes Potential“

Frau Knetsch, Herr Streit, warum braucht es eine Veranstaltung wie die ORIGINALE?

Silke Knetsch: Weil es in Freiburg so etwas nicht gab. Der Standort Freiburg ist nicht nur sehr schön, sondern auch ideal, um Südbaden, Frankreich und die Schweiz mit einzuschließen.

Christian Streit:
Eine anspruchsvolle Veranstaltung wie die ORIGINALE hat in der Region gefehlt. Als 2016 die Museumsmesse im Alten Schloss zu Stuttgart nach 13 erfolgreichen Jahren eingestellt wurde, beschlossen wir:

Das FORUM design & handwerk organisiert selbst eine Messe für Angewandte Kunst. Es funktionierte: Ein halbes Jahr später fand die erste ORIGINALE statt.

Entlang der Rheinschiene gibt es ein großes Potential an interessierten Menschen, hochwertigen Kunsthandwerkern und Kulturschaffenden, die bislang keine Plattform hatten, um gemeinsam auszustellen.

Die ORIGINALE ist eine Messe für Kunsthandwerk, Angewandte Kunst, Design und Handwerk. Wie viel Handwerk, wie viel Kunst steckt in dieser Plattform?

Silke Knetsch: Das kann man gar nicht auseinanderhalten. Das eine geht ins andere über. Der Begriff Kunsthandwerk wird ohnehin ein bisschen stiefmütterlich gehandelt. Angewandte Kunst ist nichts anderes, hört sich aber hochwertiger an.

Geht es der Angewandten Kunst in anderen Ländern besser?

Silke Knetsch: In den USA auf jeden Fall. Dort hat Angewandte Kunst einen ganz anderen Stellenwert.

Christian Streit: In England auch. Die Unterscheidung zwischen Kunst und Handwerk hat im 19. Jahrhundert angefangen. Die Kunsthistoriker haben damals eine Trennlinie zwischen Kunst und Handwerk gezogen. Diese Unterscheidung hält sich seither zäh. Das Handwerk wird in diesem Zusammenhang immer abschätzig erwähnt. Dabei kann ich mir keine Kunst ohne Handwerk vorstellen.

Wächst durch die Digitalisierung der Gesellschaft und den Trend zum Handgemachten das Interesse am Handwerk und der Angewandten Kunst?

Christian Streit: Die Digitalisierung und die Selfmade-Bewegung sind zwei Seiten derselben Medaille. Deshalb sind in den vergangenen Jahren auch sehr interessante Bewegungen entstanden. Es gibt den „Loewe Craft Prize“ für einen besonders künstlerisch-innovativen Umgang mit Materialen wie Keramik, Metall, Textil und Papier.  In Venedig läuft gerade die Ausstellung „Homo Faber“. Das ist ein Schaufenster europäischer Handwerkskunst. Gezeigt wird, was Menschen besser können als Maschinen.  Im Grand Palais in Paris wurde im vergangenen Jahr eine Riesenschau über das Kunsthandwerk gezeigt. Durch die Digitalisierung ist den Menschen bewusst geworden, was verloren gehen kann und was einem dann fehlen würde. Jetzt wird Pädagogen, Psychologen, Hirnforschern klar, wie wichtig das Arbeiten mit den Händen ist, um zu sich selbst zu finden.

Wo steht die ORIGINALE in zehn Jahren?

Christian Streit: Natürlich on the top!

Silke Knetsch: Wir hoffen, dass die ORIGINALE in zehn Jahren eine Institution geworden ist.

 


Interview mit Tobias Dingler vom FORUM design & handwerk

„Andere Länder trennen nicht zwischen Kunst und Kunsthandwerk“

Herr Dingler, wie viel Wertschätzung erfährt das Kunsthandwerk in Deutschland?

Dingler: Die Wertschätzung des Kunsthandwerks ist in Deutschland so unterschiedlich wie diese breit differenzierte Branche selbst.  Ausstellungen wie die ORIGINALE erfahren bei einem speziell interessierten Publikum durchaus Interesse und Wertschätzung. In der Unterstützung durch die Politik bleibt unser Engagement jedoch leider außen vor, da das Kunsthandwerk nicht als Teil von Kunst und Kultur betrachtet wird, sondern allenfalls als heute relativ unbedeutender Teil unter die Wirtschaftsförderung fällt.

Wie sieht es in anderen Ländern aus?

Dingler: In anderen Ländern gibt es oft nicht diese Trennung  von Kunsthandwerk und Kunst.  In Japan werden herausragende Künstler zu Lebzeiten schon mit hohen offiziellen Auszeichnungen geehrt. Dies findet in Deutschland allenfalls durch die Museen statt, wenn ein Künstler meist posthum durch eine Retrospektive geehrt wird.

Was unterscheidet Kunsthandwerk von Angewandter Kunst?

Dingler: Das ist zunächst eine Frage der Begriffsdefinition, welche an dieser Stelle hier zu weit  führt, da sowohl in der Umgangsprache wie in der kunsthistorischen Betrachtung die Begriffe stets mit einer großen Bandbreite und der entsprechenden Unschärfe ausgelegt werden. Aus der Sicht der ORIGINALE sprechen wir von Angewandter Kunst, da wir hohen Wert auf die gestalterische Qualität und Originalität der Arbeiten legen. Die gezeigten Arbeiten zeichnen sich jeweils durch den eigenständigen künstlerischen Impuls aus, hinter jeder Präsentation und jedem Werk steht ein Mensch mit seiner Intension. Die Umsetzung ist jedoch sehr unterschiedlich und liegt in unterschiedlicher Gewichtung zwischen den drei Polen Handwerk, Kunst und Design. Es sind sowohl dem gestaltenden Handwerk angelehnte Arbeiten vertreten, aber ebenso Ansätze der freien Kunst ergänzt durch Designkonzepte. Somit neige ich dazu,  in unserem Fall das Kunsthandwerk als Teil der Angewandten Kunst zu bezeichnen.

Verstehen Sie sich als Bewahrer von Handwerkskunst?

Dingler: Selbstverständlich ist in meiner Arbeit handwerkliches Können sehr wesentlich. Wie viele Kollegen in diesem Bereich habe ich mich spezialisiert auf Techniken, welche mir geeignet erscheinen,  meine Ideen umzusetzen. Und darum geht es letztlich: die Handwerkskunst bietet mir die Mittel mich auszudrücken, sie ist niemals Selbstzweck. Als Bewahrer dieser Kunst sind Kunsthandwerker meist oft zu spezialisiert, interessanter ist der Aspekt von möglichen Innovationen, welche durch unkonventionelle Herangehensweise entstehen, also eher „Erneuerer“ der Handwerkskunst.

Ist das Kunsthandwerk eine zu Unrecht vergessene Kunstform, die von den Kunstkritikern ignoriert wird?

Dingler: Erfreulicherweise gibt es immer mal wieder zarte Ansätze der Kunstkritik, genreübergreifend zu denken. Schlimmer finde ich die Angewohnheit mancher Kritiker „kunsthandwerklich“ als Negativmerkmal in der Betrachtung von Kunst zu missbrauchen.

Wird in Zeiten des Digitalen das Haptische wichtiger?

Dingler: Sicher besteht ein Unterschied zwischen der die physisch erlebbaren Qualität und dem  Abbild oder rein virtuellen Inhalt.  Es wird jedoch nicht nur das Haptische wichtiger, sondern alles was den persönlichen Kontakt und die respektvolle Begegnung  fördert. Auch ein Gegenstand oder Werk der Angewandten Kunst ist völlig wertlos und nutzlos, wenn es nur ungenutzt in einem Archiv aufbewahrt wird.

Warum engagieren Sie sich für die ORIGINALE?

Dingler: Wir engagieren uns für die ORIGINALE unter dem Namen „FORUM design & handwerk“. Dieser Name soll unser Anliegen beschreiben. Zum einen versuchen wir mit der Veranstaltung eine Plattform zu schaffen, welche einer größeren Öffentlichkeit das Thema Angewandte Kunst näherbringt und somit auch die Möglichkeit für unsere Aussteller, ihre Arbeiten zum Verkauf anzubieten. Zum anderen nehmen wir den Begriff FORUM ernst und wollen hier ein Podium für Begegnung, Austausch und interessante fachliche Diskussionen bieten.


Interview mit Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg

„Der Kunde möchte echtes Handwerk kaufen und das auch zeigen“

Herr Ullrich, warum engagiert sich die Handwerkskammer Freiburg als Partner der ORIGINALE?   

Ullrich: Das Ganze hat seinen Ursprung im Jahr 2015. In diesem Jahr haben wir als Kammer unter dem Motto „Handwerk. Schafft. Kultur.“ mehrere öffentlichkeitswirksame Aktionen durchgeführt. Ende 2015 kamen die  Freiburger Vertreter des BdK Baden-Württemberg mit der Idee auf uns zu, gemeinsam eine hochwertige Ausstellung im Bereich Kunsthandwerk/Angewandte Kunst ins Leben zu rufen. Wir haben gar nicht lange über diese Idee nachdenken müssen. Die ORIGINALE, die letztlich daraus entstanden ist, ist eine großartige Plattform, einer großen Öffentlichkeit die hohe Qualität handwerklicher Produkte zu präsentieren. Die Ausstellung kann natürlich nur einen Ausschnitt aus der Vielfalt des Handwerks zeigen, aber sie bietet uns die Möglichkeit, darüber hinaus das Bewusstsein für den Stellenwert unserer Branche zu schärfen. Deshalb binden wir ganz bewusst von Beginn an auch Handwerker aus dem Nahrungsmittelbereich mit ein, die dort den Besuchern ihre Produkte präsentieren können – ob Konditoren, Fleischer oder Brauer.

Brauchen erfolgreiche Handwerker heute auch Kompetenz in Sachen Design?

Ullrich: Das klingt so, als stünden Handwerk und Design traditionell im Widerspruch. Design spielt immer eine Rolle, je nach Gewerk, Auftrag und Zweck mal mehr, mal weniger. Eine neue Generation von Handwerkern stellt heute durchaus andere Ansprüche an die eigenen Produkte und nutzt den Begriff „Design“ mit Blick auf eine designaffine Kundschaft verstärkt in der Kommunikation. Sie sehen sich selbst als Handwerker und Designer. Hier mag es ein neues Selbstverständnis geben, das ausgeprägter ist als in der Vergangenheit. Die Kollegen auf der ORIGINALE sind hierfür gute Beispiele.

Sind handgefertigte Dinge in Zeiten des Massenkonsums der ultimative Luxus?

Ullrich: Wir erleben in den letzten Jahren durchaus ein sich veränderndes Konsumverhalten. Der Kunde möchte echtes Handwerk kaufen und das auch zeigen. Der Satz „Das Regal kommt vom Schreiner“ ist heute ein klares Statement.


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